St. Egid: Heimatglocke wurde 100 Jahre alt
Seit einem Jahrhundert ertönen die Glocken von St. Egid über der Stadt und erzählen mit jedem Schlag von einer bewegten Vergangenheit
Die Glocken der Kirche St. Egid haben eine bewegte und eindrucksvolle Geschichte hinter sich, die eng mit den turbulenten Zeiten des 20. Jahrhunderts verknüpft ist. Während des Ersten Weltkriegs wurden die Glocken der Kirche abgenommen und für Kriegszwecke eingeschmolzen, ein Schicksal, das viele Kirchen in Europa teilten. Doch die Gemeinde von St. Egid ließ sich nicht entmutigen. Schon bald nach dem Krieg wurde der Stadtpfarrturm mit einem neuen Geläut ausgestattet.
Am 14. September 1924 fand die feierliche Weihe des neuen Geläuts statt, das nun 100 Jahre alt geworden ist. Es bestand aus fünf Glocken: der Armenseelen-, Floriani-, Marien-, Helden- und der Heimatglocke. Jede von ihnen trug eine besondere Bedeutung und sollte die Gemeinschaft und ihren Glauben in den kommenden Jahren begleiten.
Besonders bemerkenswert ist die Geschichte der Heimatglocke, die im Jahr 1924 vom renommierten Glockengießer Max Samassa in Wiener Neustadt gegossen wurde. Während des Zweiten Weltkriegs blieb sie unversehrt, obwohl die anderen Glocken der Kirche im Jahr 1942 erneut beschlagnahmt und abtransportiert wurden. Die Heimatglocke überlebte diese Zeit der Zerstörung und des Verlusts und wurde somit zum klangvollen Symbol der Beständigkeit und Hoffnung. Heute, 100 Jahre nach ihrer Entstehung, ist sie nicht nur ein akustisches Denkmal, sondern auch ein Zeugnis der Widerstandsfähigkeit und des Gedenkens.
Die historische und emotionale Bedeutung der Heimatglocke wird durch die Inschrift auf ihrem Korpus noch verstärkt: Die Namen von 200 gefallenen Abwehrkämpfern sind auf ihr verewigt. Sie erinnert somit nicht nur an die Schrecken der Kriege, sondern auch an die Opfer und die tiefe Verbundenheit der Gemeinde.
Die Glocken von St. Egid, insbesondere die Heimatglocke, erzählen von einer Zeit des Verlustes, des Wiederaufbaus und der Erinnerung. Ihr Klang ist mehr als nur ein Ruf zum Gebet – er ist ein Echo der Geschichte, das die Menschen an die gemeinsame Vergangenheit erinnert und sie gleichzeitig in die Zukunft begleitet. Mit ihrem 100-jährigen Jubiläum läuten sie heute wie damals, und verkünden nicht nur die Zeit, sondern auch die Botschaft von Beständigkeit und Hoffnung.
Quelle: Stadt Klagenfurt
Fotohinweis: StadtKommunikation/Wajand