Gasthaus Joainig vor ungewisser Zukunft
Im Jänner vernahm man die Hiobsbotschaft, dass der Traditionsbetrieb Gasthof-Hotel Joainig an eine Investorengruppe aus Wien verkauft worden ist. Über hundert Jahre lang – genaugenommen seit 1911 – befand sich dieser Betrieb am Kochwirtplatz in Pörtschach in den Händen der Familie Joainig, zuletzt Joainig-Sager. Begonnen hat es als „Kochkeusche“. Diese war schon in der Josephinischen Landaufnahme von 1787 eingetragen. Im Jahr 1885 wurde der Besitz erstmals – als „Koch-“ oder „Wirtskeusche“ – erwähnt. Das Gasthaus lag direkt an der überregionalen Reichsstraße (später Triester Bundesstraße) und wurde zum Treffpunkt von einheimischer Bevölkerung und Pörtschacher Vereinen.
Höhepunkt war stets der „Goritschacher Kirchtag“, der zum Gedenken an den Heiligen Oswald jedes Jahr Anfang August stattfand. Als die Bundesstraße verlegt wurde, veränderte sich das Geschäftsfeld wesentlich und man setzte nun vermehrt auf den Tourismus. Es folgten Zubauten von Komfortzimmern, die Anlage eines Wintergartens, der Ausbau des Gastgartens mit Veranda und Überdachung sowie der Bau eines großen Kinderspielplatzes. Im Jahr 2001 wurde das Fleischergeschäft aufgelöst. Der Besitz wurde innerhalb der Familie weitergegeben und so konnten Marie und Christian Sager im Jahr 2011 „100 Jahre Joainig“ feiern.
Von Landeshauptmann Gerhard Dörfler und der Wirtschaftskammer bekam der Betrieb zu diesem Anlass große Auszeichnungen für seine Leistungen. Auch der Goldene Fisch der Gemeinde Pörtschach wurde dem Traditionsbetrieb verliehen–in Anerkennung des langjährigen intensiven Einsatzes für den Tourismus und für die Förderung des Gemeinschaftslebens. Es erfolgten immer wieder große Um-und Zubauten, zuletzt in den Jahren 2014 und 2015. Der ehemalige „Kochwirt“ bzw. das „Viktor-Joainig-Gasthaus“ wurde nach einem aufwendigen Umbau zum „Joainig’s Hotel Garni“ mit 32 neuen Zimmern und Suiten, einer Panorama-Wellnesslandschaft inklusive Freibereich, Panorama-Sauna und Fitnessraum – das alles mit einem atemberaubenden Wörthersee-und Bergblick.
Nun hat die Familie Sager mit dem Verkauf des Traditionsbetriebs den Schwerpunkt auf ihren Erstbetrieb in Obertauern verlagert. Die Käufer erwerben mit diesem Investment ihr erstes Immobilienobjekt in Kärnten, überhaupt in der Tourismusbranche. Die Käufergruppe kommt aus den unterschiedlichsten Branchen, mit Spezialisten für Verkauf, Vermietung, Hausverwaltung und komplette Projektentwicklung von Immobilien. Laut Sprecher der Investoren sollen keine Zweitwohnsitze entstehen und es ist an eine „längerfristige Weiterentwicklung“ von Hotel und Restaurant gedacht. Es wäre wünschenswert, dass der „Kochwirt“ wieder zum Treffpunkt von Vereinen sowie zum Veranstaltungsort von Hochzeiten und großen Feiern wird. Familien und auch Touristen haben den Betrieb mit seinem Kinderspielplatz in Goritschach immer sehr geschätzt und würden ihn auch weiterhin gerne besuchen können.