Der letzte Vollzeit-Türmer verabschiedet sich
Horst Ragusch war sechseinhalb Jahre lang der letzte Vollzeit-Türmer in Österreich. Nun hing er seinen reichlich dekorierten Hut an den Nagel. Doch das Ende dient auch als neuer Anfang.
Ragusch hat seit seiner Kindheit eine enge Verbindung zum Klagenfurter Stadtpfarrturm. Er wuchs praktisch neben dem historischen Bauwerk auf, welches er eines Tages zu seiner Berufung machte. In der Zwischenzeit kennt er jede der 225 Stufen des Turmes – kein Wunder, da er diese über sechs Jahre lang rauf und runter rannte. In seiner Rolle als Türmer, welche er ab 2017 kleidete, war er Fremdenführer und Galionsfigur. Denn, Ragusch gehörte zum Turm, wie die klangvolle Glocke. Der Türmer hatte in seiner Rolle mehr als nur den Eintritt zu kassieren. Er hatte vollkommenen Gestaltungsfreiraum. So entstanden immer wieder wunderbare Ideen, wie Führungen mit Kindern oder Ausstellungen am Turm. Gut 50.000 Menschen traf Ragusch im Laufe seiner Karriere und jeder von ihnen wurde Teil seiner Geschichte, welche mit Beginn des heurigen Jahres ein Ende fand.
Doch nur, weil Ragusch den Turm nicht mehr vollzeitlich betreut, heißt das nicht, dass seine Tätigkeiten zu Ende sind. Als Austria Guide bietet er weiterhin seine beliebten Nachtwächter- oder Stolperstein-Führungen an. Auch der lebendige Geschichtsunterricht an Schulen wir nicht zu kurz kommen. Man wird also auch noch in Zukunft vieles von Ragusch, dem letzten Vollzeittürmer Österreichs, hören.
Quelle: D. Ryan
Fotohinweis: D. Ryan